Es gibt eine gute Nachricht und eine schlechte Nachricht, die ich für mich gefunden habe. Ich starte gerne mit der schlechten Nachricht damit ich mit der  guten enden kann. #stroketruth: Die schlechte Nachricht: Nach einem Schlaganfall wird dein Leben nie wieder wie vorher sein. Die gute Nachricht: Dein Leben wird nie wieder wie vorher sein. Völlig bescheuert? Nein, denn wenn du genau darüber nachdenkst wirst du feststellen:  ja, du hast Einschränkungen und ja, die sind scheisse, aber mal ehrlich: War es vorher besser, so insgesamt betrachtet? Bei mir war der Schlaganfall  die Handbremse des Lebens, bevor ich das Leben im Blindflug verpasst habe. Ich sage inzwischen, dass diese Handbremse ein Segen war, denn nur so habe ich die Möglichkeit bekommen mein gesamtes Leben neu zu evaluieren: Job, Beziehungen – einfach alles. Es ist für mich somit eine Chance für einen Neuanfang, für ein zweites Leben. Viele Begegnungen und Erlebnisse sehe ich inzwischen mit ganz anderen Augen und stelle fest, dass das Leben überhaupt nicht scheisse ist. Seit ich verstanden habe dankbar zu sein überhaupt zu leben, kann ich auch dankbar sein für viele schöne Momente seit meinem Schlaganfall. Ich bin sogar dankbarer für die vielen schönen Momente vor meinem Schlaganfall. Achtung #exkurs: Wenn man das Leben als eine Sammlung von Momenten betrachtet, ist es viel einfacher schöne Momente zu schaffen und sie auch zu schätzen.

Das Konzept der Momentaufnahme

Außerdem ist es einfacher die doofen Momente zu akzeptieren und zu verarbeiten, denn es sind Momente und die gehen wieder vorbei. Wenn die schönen Momente auch noch so kurz sund, reihst Du genügen davon aneinander, wird es ein langer Moment. Mein Kumpel Udo hat mich einmal mit zum Golfplatz genommen. Zur Erinnerung: Mein linker Arm funktioniert einfach gar nicht. Ich habe dann mit einer Hand geschlagen, aber ich erwähne den Tag, weil er an diesem Tag etwas gesagt hat, dass mir lange Zeit danach immer wieder durch den Kopf ging und mir durch die ein oder andere Situation geholfen hat: „Wenn das Loch 150 Meter vom Abschlag entfernt ist, kannst Du mit einem 150 Meter Schlag ankommen oder Du schlägst einfach 3 mal 50 Meter. Dann bist Du auch da.“ In meinen Therapien habe ich viele Menschen mit unterschiedlichsten Krankheiten oder Traumata kennengelernt. Ich habe das Glücken an meiner Genesung aktiv arbeiten zu können. Diesen Luxus haben nicht alle Menschen. Ich bin dankbar dafür, dass ich morgens aufstehen kann und mich motivieren kann jeden Tag einen Nanometer Fortschritt zu machen. Das ist natürlich nicht immer rosig und es gibt Tage an denen ich gar keine  Fortschritte mache und alles hinschmeissen möchte. Wenn ich das merke, akzeptiere ich es für den Tag und gönne mir eine Auszeit um meine Batterien wieder zu laden, bis ich das Gefühl habe es geht wieder und: Überraschung, dann geht es irgendwann auch wieder. Ich habe gelernt nicht mehr alles zu kontrollieren und zu zwingen. In einer kleinen Gruppe von tollen Freunden und Unterstützern haben wir einen Leitsatz dafür entdeckt:  “Sei das Wasser, nicht der Topf! Danke an dieser Stelle an Merle, Franziska und Maxi! Soll heißen: Geh mit dem Flow. Und wenn der Flow dich heute auf das Sofa zieht um auszuruhen, dann mach das. Nicht für immer, aber mal ist das ok und du darfst dir das erlauben. Erholung von einem Schlaganfall oder anderem Trauma ist unglaublich anstrengend. Es ist das schwerste, was ich jemals gemacht habe und um nicht direkt wieder in ein neues Hamsterrad (diesmal Genesung und Selbstoptimierung) zu fallen, gehe ich mehr mit meinem Flow und erlaube mir Pausen, sowohl körperlich als auch mental.

Ruhe und Motivation nach einem Schlaganfall

DNach dem Regen kommt bekanntlich die Sonne wieder! Nicht unbedingt hier in Hamburg, aber in der Regel schon und wenn du dir einen Moment der Ruhe erlaubst, wirst du bestimmt auch wieder einen Moment der Motivation für die weitere Genesung haben und dann kannst du gestärkt und ausgeruhte in diesen neuen Moment gehen.#exkurs Ende

Mein Selbstwertgefühl in den ersten Monaten

Vor allem in den Wochen und Monaten direkt nach dem Schlaganfall war es unglaublich schwer meinen Selbstwert zu sehen. Natürlich arbeitete ich nicht, habe also auch kein Geld verdient. Ich konnte nicht Autofahren, also auch nicht einkaufen oder das Kind zum Sport fahren. Zuhause konnte ich nichts mehr helfen und brauchte Hilfe bei so vielen Dingen, die vorher selbstverständlich waren. Mein Wert erschien mir irgendwo bei Null zu rangieren. Ich habe Monate, fast 2 Jahre gebraucht um zu verstehen, dass ich mich als Mensch nicht über mein Gehalt oder Tätigkeiten definiere, sondernder meinen Charakter und meinen Umgang mit anderen Menschen. Dieser Prozess hat unzählige Gespräche und Reflektionseinheiten gebraucht. Aber es hat funktioniert. Ich verstehe langsam, dass Zufriedenheit, Glück und auch Motivation aus mir selbst heraus kommt. Diesen Prozess kann man unterstützen. Doch dazu mehr im Verlauf. Es geht gerade um Motivation – Motivation zu genesen, aber auch um Motivation das Leben neu zu sortieren. Eine tolle Therapeutin hat mir diesen Prozess bildlich beschrieben: Stell dir einen Berg vor, auf den in Serpentinen ein Weg zur Spitze führt. Auf halber Strecke ist eine Bank. Dort sitzt du und machst Pause. Du genießt den Ausblick. Manche Menschen entscheiden, dass der Ausblick schön ist und es für sie ausreicht. Andere gehen weiter um den Ausblicken von ganz oben zu sehen. Beide Varianten sind ok. Das entscheidet jeder selbst. Wenn du weisst welche Option du willst, erlaube dir den Weg zu gehen oder die Aussicht zu genießen. Ob du weiter gehst oder sitzen bleibst, kannst nur du entscheiden.  Wichtg: Zwing dich nicht zu dem einen oder anderen. Deine Seele weiß was sie will. Du musst auch hier nur auf sie hören. Ich wusste, dass ich weiter gehen will. Ich wusste auch, dass es anstrengend wird und das habe ich akzeptiert. Deshalb gibt es Tage, die scheisse sind. Das akzeptiere ich dann. Manchmal widerwillig, aber ich akzeptiere es. Fazit zu Motivation: Wenn du dich entscheidest ganz auf den Berg zu gehen, findest du die Motivation auch in dir. Schau hin und hör zu- sie ist da. Ein Punkt noch zu Motivation: Ich bin schwerbehindert. Das zu akzeptieren und hier auszuschreiben ist nicht einfach. Von scheinbar unüberwindbaren Treppen über Stürze in Bussen des öffentlichen Nahverkehr zu den Blicken meiner Mitmenschen. Behindert sein ist scheisse. Und sofort entschuldige ich mich an dieser Stelle bei allen ähnlich oder noch schwerer Betroffenen. An meiner Aussage über mich selbst als Betroffener und einer Milliarde anderer Beispiele  merkt man wie wenig unser gesellschaftliches Denken für Menschen mit Einschränkungen bereit ist. Natürlich ist es blöd und irgendwie auch scheisse mit Einschränkungen zu leben, aber das macht das ist  Leben kein bisschen weniger lebenswert. #stroketruth: Im Gegenteil! Wir sind gesegnet mit einer ganz anderen, offeneren und bewussteren Perspektive auf das Leben und das ist toll! Dafür danke ich dem Leben jeden Tag. Jetzt das wirkliche Fazit zu Motivation nach Schlaganfall oder anderem Trauma: Motivation ist eine Frage der Perspektive. Weil sie aus dir heraus kommen muss, probier doch mal die Perspektive zu ändern und vielleicht kannst auch du deiner Situation etwas positives abgewinnen. Niemand hat jemals gesagt, dass das Leben einfach ist, aber es ist die Anstrengung wert.  Erlaube mir an dieser Stelle noch einmal etwas aus zu holen. Vor ein paar Tagen war ich bei einem Soul Konzert in Hamburg und es gab zwei Songs, die mich sehr berührt haben. So sehr, dass ich Nachhinein die Sängerin angeschrieben hab und sie gefragt habe, ob ich ihre Texte hier im Buch benutzen darf. Also, liebe Alicia Cibola, danke für Deine Erlaubnis und danke für Deinen inspirierenden Auftritt. Der erste Song, den ich euch hier ans Herz legen möchte heißt: “Masterpeace” und handelt eben von Selbstwert, Perspektive und der Betrachtung unserer Selbst. Du siehst schon. Man muss keinen Schlaganfall gehabt haben um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Genug Einleitung. Der Text spricht sowieso für sich selbst:

Masterpeace by Alicia Cibola & Friends

Nobody said life would be easy

It’s a game we play and no one knows the rules

Got stitches and bruises but I am still breathing

And one too many times love’s made me a fool

I’m a sensitive mess and I stress

I get bored far too easily

Cus I’m looking at everyone else and not internally

It’s a shame in our moments of weakness we somehow forget to see

The broken pieces that you want to hide make you a masterpiece

Rising up from the ashes I’m alive

Now I know how to fly

A phoenix born in the fire and I’m alive

Now I know how to fly how to fly

There’s light at the end of the tunnel

So keep your head up high even if you’re in pain

Cus beauty can come out of struggle

Don’t let the madness of this world drive you insane

You’re a sensitive mess and you stress

You get bored far too easily

Cus you’re looking at everyone else and not internally

It’s a shame in your moments of weakness you somehow forget to see

The broken pieces that you want to hide make you a masterpiece

Rising up from the ashes I’m alive

Now I know how to fly

A phoenix born in the fire and I’m alive

Now I know how to fly

I’m dropping this baggage

I’m soaring away

I’m flawed but I’m fearless

I’m starting today

Cus I am rising up from the ashes oh I’m alive

Now I know how to fly

A phoenix born in the fire and I’m alive

Now I know how to fly

©Alicia Cibola & Friends

Hier ist der Link zu Alicia auf Spotify: Alicia Cibola & Friends

 

Den zweiten Song platziere ich an anderer passender Stelle. Hier möchte ich euch animieren: geht auf Insta @aliciacibolamusic und vor allem aber hört euch ihre Musik auf eurer Lieblingsstreamingplattform an und wenn ihr die Möglichkeit habt, hört Alicia unbedingt live.

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beitragskommentare