Das Wichtigste vorweg: Ich habe mich nach über 2 Jahren entschieden meine Geschichte aufzuschreiben. Nicht weil ich mich selbst präsentieren möchte, weil ich mich ganz unglaublich finde, sondern weil über unsere Krankheit und ihre Folgen, besonders in jüngeren Lebensjahren, viel zu wenig bekannt ist. Wenn du eine “Heldengeschichte”suchst, brauchst du nur ein bisschen auf Instagram stöbern oder andere Selbstoptimierungsbücher lesen um dich minderwertig zu fühlen. Vielleicht gehört das auch zum Prozess der Genesung nach einem Schlaganfall, denn auch ich habe Gruppen und Bücher von “Gleichgesinnten”gesucht, gefunden und gelesen. Hauptsächlich habe ich mich dabei aber nur noch schlechter gefühlt, weil es viele Menschen gibt, die sehr gut in der Selbstdarstellung sind und gleichzeitig gute Vertriebler sind. Denn mal ehrlich: Die meisten Autoren von Ratgebern mit klugen Selbstverbesserungsvorschlägen verkaufen dir am Ende irgendetwas: ein Buch, eine Diät mit der du niemals in diese gesundheitliche Situation gekommen wärst, weil du ja viel gesünder gelebt hättest. Am besten kombinierst du die Diät dann noch mit einem total innovativen Work out Programm (natürlich kostenpflichtig) und dann schließt du als nächstes ein Abo für eine Meditation App ab und schwups bist du wieder im Hamsterrad, diesmal ist es ein anderes Hamsterrad, aber es ist immer noch ein Hamsterrad. All das will ich nicht. Ich habe lange über diese Seiten nachgedacht und kann mit zufriedenem Lächeln sage, dass ich in meiner Intention pur bin. Dieses Buch ist wohl käuflich zu erwerben um die Kosten für die Herstellung zu decken, aber es ergeben sich keinerlei Folgeangebote daraus, keine Diäten, Life Coaching Sessions,keine Abos, gar nichts. Ich beabsichtige nicht irgendeinen monetären Nutzen aus meiner Geschichte zu ziehen. Ich versuche die Kosten für das Buch und die begleitende Website zu rekuperieren. Das wars. Sollte mir zusätzliches Geld angeboten werden, werde ich es zu 100% an Projekte spenden, die sich für Gleichberechtigung, Inklusion und Vielfalt einsetzen. (Sollte es unverhofft zu Geldzuflüssen für oder aufgrund des Buches kommen, kannst du auf der begleitenden Website sehen was damit passiert.  Würde ich das jetzt lesen, wäre ich skeptisch. Vielleicht bist du das auch und es ist durchaus gesund. Warum ich selbst hiermit kein Geld verdienen möchte liest du im nächsten Absatz. Warum ich das auch nicht muss findest du im Kapitel Schlaganfall und Job.

Reflektieren nach einem Schlaganfall

Um ehrlich zu sein, gibt es 2 Gründe für meine Entscheidung diese Seiten zu schreiben: Ich will nach meinem einschneidenden Erlebnis des Schlaganfalls reflektieren und für mich geht das eben besonders gut, wenn ich denke und es aufschreibe. Der 2. Grund ist, dass ich hoffe, einige meiner Ideen und Gedanken jemand in ähnlicher Situation inspirieren und motivieren können seinen Schlaganfall als Möglichkeit zu sehen und nicht als Fluch.

Hintergründe zum Buch

Ich bin kein toll aussehender Insta Influencer und auch kein durch mein Schicksal magisch auferstandener Erfolgsmensch. Das will ich auch nicht mehr sein. Tschüss Hamsterrad. Ich bin kein Schriftsteller und auch kein besonders begabter Redenschreiber. Was sicherlich auch ein Grund ist warum die Texte an der ein oder anderen Stelle ein wenig chaotisch und sprunghaft wirken. Das ist natürlich nicht beabsichtigt, aber mit Absicht stelle ich es auch nicht ab. Denn ich habe mich in einem sehr lang und andauernden Prozess von der Selbstoptimierung abgewendet und bin mit nicht perfekten Ergebnissen ok. Diese Texte tippe ich derzeit mit einer Hand, weil meine linke Hand noch nicht wieder funktioniert. Dabei mache ich pro Zeile tausend Tippfehler, aber das ist ok. Es trainiert meine Konzentration und Geduld. Und von Training ist bekanntlich noch niemand schlechter geworden. Das Gehen fällt mir auch noch schwer. Ich bin selbst also überhaupt nicht perfekt und war es auch nie, wie mein pubertierender Sohn sicher jederzeit bereit ist zu bestätigen. Und das ist gut so. Ich akzeptiere das – eine der schwersten Lektionen meiner Genesung.  Ich sitze auch nicht in einem Strandcafe während ich schreibe (Wer es geschafft hat so zu leben, dem sei es gegönnt. Herzlichen Glückwunsch- du hast dir das toll erarbeitet) Wenn ich aus dem Fenster meiner Hamburger Wohnung schaue, sehe ich das übliche Einheitsgrau, aber das ist ok, denn ich lerne auch, das Glück und Zufriedenheit kein geographischer Ort sind, sondern eine Einstellung tief in unserem Inneren. In den letzten 2 Jahren seit meinem Schlaganfall hatte ich den Luxus mir sehr viele Gedanken machen zu können.

Aufbau des Buches

Das ist sicher auch ein Grund warum ich immer wieder einmal kleine Umwege in meinen Texten gehen werde und einige scheinbar nicht relevante Gedanken anspreche und erkläre. Ich versuche diese als Exkursion zu deklarieren. Auch wird es immer wieder sehr konkrete Tipps für Schlaganfallpatienten (Beachte: nicht -opfer!!) geben, die ich als #strokehacks deklariere. Diese Tipps sind für Schlaganfallpatienten  mit Lähmungen. Meine Linkr Körperhälfte war komplett weg. Im Laufe meiner Reha habe ich natürlich auch andere Folgen wie Sprachverlust oder kognitive Störungen kennengelernt. Dazu kann ich aber nichts beitragen, weil ich selbst diese Einschränkung nicht kenne und mir nicht anmaße zu wissen wie es sich mit diesen Einschränkungen konkret lebt. Wenn man sich viel mit sich selbst, dem Leben und anderen beschäftigt, stolpert man zwangsläufig auch immer wieder über “Lebensweisheiten”, die für dich inspirierend sein können – vielleicht findest du sie aber auch total bescheuert. So oder so: Ich nenne sie fortan #stroketruth. So kannst du sie entweder schnell erkennen und ignorieren oder dich darauf freuen und Ausschau halten. Was solltest du noch wissen um für dich sinnvolles aus meiner Geschichte ziehen zu können? Eine der frustrierendsten Antworten auf meine Fragen nach Genesungsprognosen war: “Das kann man nicht sagen, weil jeder Mensch so individuell ist.” Das mir niemand eine Garantie für etwas geben kann ist mir auch klar und das Therapeuten und Ärzte Ihren Kopf für falsche Versprechungen nicht hinhalten wollen ist auch logisch. Dennoch gibt es Erfahrungswerte, die man teilen kann. Mit  diesen kann ein Betroffener oder seine Angehörigen sich dann eine eigene Meinung bilden und so vielleicht  Motivation finden und sich eigene Ziele und Prognosen  erarbeiten. Ich befürchte, dass die meisten Ärzte und Therapeuten in der Schlaganfallreha schlichtweg zu unwissend sind und ihre Patienten eben nicht individuell genug behandeln. Zudem geht die Empathie doch nicht weit genug um sich das nötige Wissen individuell zugeschnitten zu erarbeiten. Natürlich tue ich jetzt vielen Therapeuten unrecht. Ich bin halt nicht perfekt. Aber ich hatte in der Tat das Glück mit einigen sehr engagierten und kompetenten Therapeuten und Ärzten zusammen an meiner Genesung zu arbeiten, ohne die ich niemals von meiner Anfangsprognose „Rollstuhl wird wohl noch gehen“ weggekommen wäre. Ihnen verdanke ich, dass ich wieder Tage habe an denen sich das Leben mit bestehenden Einschränkungen fast normal, sicher aber schön anfühlt. Natürlich kann auch ich keine belastbaren Prognosen, nicht einmal für mich selbst, machen und schon gar keine medizinischen Ratschläge geben, aber ich kann sehr wohl meine Erfahrungen teilen und hoffe, dass sie dir an der ein oder anderen Stelle über eine kleine Hürde hinweghelfen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger will ich mit diesen Texten versuchen.

Über mich  und meinen Schlaganfall

Vielleicht noch eine Kleinigkeit bevor es losgeht: Ich bin 46 Jahre alt und war 43 als sich mein Leben in einer Nacht komplett veränderte. Vor allem zu Beginn meiner Genesung konnte ich kaum Informationen zu Schlaganfällen in “jungen” Jahren finden. Diese Texte sind deshalb klar für Schlaganfallpatienten geschrieben, die früher als durschnittlich dieses Trauma erleben. Wenn man überhaupt weiss was ein Schlaganfall ist, welche Anzeichen für einen Schlaganfall sprechen und was zu tun ist, geht man davon aus, dass es etwas ist mit dem man ab 70+ rechnen muss. Das ist ein oft fatales Missverständnis. Es kann Menschen jeden Alters treffen. Mit oder ohne Risikofaktoren. Leider wird viel zu selten über diese Tatsachen gesprochen und es findet zu wenig bis keine Aufklärung in der Öffentlichkeit statt. Zugebenermaßen muss die „Öffentlichkeit natürlich auch Aufnahmewillig sein. Ich für meinen Teil, hätte noch mit 42. nicht zugehört, wenn mich jemand über Schlaganfälle hätte aufklären wollen. Dabei hätte es mir viel Leid erspart, wenn ich nur verstanden hätte was mit mir passiert. Dass möchte ich mit diesem Buch ändern. Es soll sensibilisieren, Ängste nehmen, Motivation geben und Verständnis schaffen, wenn die Prävention nicht funktioniert hat.

Los geht’s Das 2. Leben wartet

Also, los gehts mit der ersten #stroketruth: Finde deinen eigenen Weg, aber lass dich inspirieren und stützen von anderen. Du musst den Weg nicht alleine gehen!

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